Eine Kreuzfahrt durch das Meer der bunten Bilder

von Nelo Auer

Digitale Führung vom Kunsthaus Zürich

LCZ Nebenschauplatz

Captain Nelo hatte von der Hafenmeisterei des Kunsthauses Zürich die Erlaubnis erhalten für eine Passage durch die Sammlung. Wir lichten die Anker und die Reise konnte beginnen. Mit an Bord eine Seekiste voller Geschichten, Anekdoten und ein wenig Kunstgeschichte über sieben Bilder, sieben mal Schiffe und Mee(h)r.

Zuerst besuchten wir die Insel der Niederländer und gerieten geradewegs in den Sturm der Sintflut. Wann sie genau stattgefunden hat werden wir wohl nie so auf die Stunde genau wissen wie ein gewisser Erzbischof aus Irland; dass sie über die Welt hereingebrochen ist schon eher wahrscheinlich. Sicher ist, laut Bibel, es gab die Arche Noah. Jan Breughel der Ältere hat sie in einer dramatischen Szene und akkurater Miniatur dargestellt. Sie war von Gott gewollt und er gab persönlich den Bauplan vor. Als Holz sollte «Gopher» benutzt werden, eine botanisch nicht bestimmbare Baumart, die als Zypresse, Buchsbaum, Zeder oder Tanne gedeutet wird. Die Masse waren vorgeschrieben: die Länge des Schiffs war gleich zehn aneinandergereihten Langschiffen plus der grössten Pfanne aus der Clubstube hintendran gehängt, die Breite zwei mal die Limmatbreite mit paar Zentimeter spatzig, aber nicht viel und die Höhe betrug zwei mal vom Limmatclub-Steg, zweites Treppli, bis Brunnenoberkante Lindenhof. Im Inneren war die Unterteilung in drei Stockwerke und viele Kammern vorgesehen, zur Stabilisierung des Schiffes und zur zweckmäßigen Unterbringung der Tiere. Kurz, unser Clubhaus hätte ein paarmal darin Platz gefunden.

Jan Breughel der Ältere: Arche Noah...

...mit Detail

Jan Breughel

In unserem Bordbuch fanden wir Gemälde vom Vater Jans, Pieter Breughel. Einige von Theos Verwandten kann man darauf in tollen Szenen sehen und nur er weiss was die gemalten Sprichwörter bedeuten. Andres entdeckte, dass eben dieser Pieter Breughel die gleiche Frisur hatte wie er. Nachdem die noch fehlenden Passagiere doch ausblieben hiess es: Leinen los. Hermann wäre gerne noch ein Weilchen auf der Arche Noah geblieben, aber Wind und Wellen der Kunst trieben uns weiter ins barocke Italien zu Salvator Rosa, aus Neapel, ein Zeichner, Dichter, Schauspieler, Maler und Haudegen obendrein. Er führte uns zu einer Bucht voller verschiedener Fischerboote und Pascal konnte uns erklären, warum ein Ruderer nicht so ganz richtig in seinem Boot stehen konnte. Wir machten auch die Bekanntschaft mit Pythagoras, von dem jeder wohl bereits in der Schule gehört hat. Auch im Limmat-Club schätzen wir ihn sehr, da er herausgefunden hat, dass Hopfen und Malz zum Quadrat plus Wasser zum Quadrat, Bier zum Quadrat ergibt. Unter Rosas Wolkenpracht, von der alle Romantiker später schwärmten, schifften wir uns nach Venedig ein.

Salvador Rosa, Barockmalerei Italien

 Ahh, Canaletto öffnete uns die Tore und Franz war in seiner Traumstadt angekommen. Unzählige Menschen vor dem Dogenpalast und im Becken von San Marco warteten immer noch auf einen Botschafter. Bärni entdeckte die feinen Linien die der Maler aus der Camera oscura übertragen hatte, um eine prachtvolle Perspektive zu erzielen. Die legendäre «Bucintoro», das eindrucksvollste Schiff aus der Flotte der Serenissima, der Venezianischen Republik, liegt auf dieser Abbildung unter einer Blache versteckt. Zur jährlich feierlichen Fahrt am Himmelfahrtstag nahm der Doge jedes Jahr seine Vertrauten, den ganzen Magistrat und das diplomatische Korps mit an Board dieses Staatsschiffes. Platz genug gab es ja: das Schiff war 34,8  Meter lang (100 Venezianische Füsse, 2 Langschifflängen+1/2 Wiedling), 7,3  Meter breit (21 piedi venez., eine Weidlinglänge vom Heck bis vor dem vorderen Leist), jedoch 8,4 Meter über der Wasserlinie und von 168 Ruderern à 42 Rudern angetrieben, das sind vier Mann an einem Ruder. Es war der Schwimmende Dogenthron, die Goldene Barke. Dass der Name aber von «der Bauch aus Gold» herführt, ist da das gesamte Schiff mit reinem Gold bedeckt war; nicht nur der Rumpf und sein Inneres war vergoldet, nein, selbst die Masten, Ruder, Tauwerk, alles bis zum letzten Ausrüstungsstück, die umfangreichen Skulpturen, Karyatiden, Flachreliefs waren mit Gold überzogen.

Canaletto, Venedig: Hafenbecken und Dogenpalast

Damit wir ein bisschen mehr über das elegante «Venezianische Rudern» lernen konnten, half uns Francesco Guardi mit seinen belebten Veduten. In einem magischen Licht- und Schattenspiel hört man daraus beinahe die Ruder der Gondolieri durchs Wasser ziehen und in der Wärme und Sinnlichkeit der Farbenpracht hätten wir beinahe Stefanie und Karin verloren. Vor der Punta della Dogana gab es dann noch von der Steuerfrau selbst eine Vorführung, warum die «Voga Venata» als Ballett bezeichnet wird.

Das Rudern in Venedig: Kenner erkennen die Parallelen zum Wasserfahren

Guardi war nicht nur ein virtuoser Meister der Landschaftsmalerei, seine dramatisch gesteigerte, frei und impulsiv erscheinende Malweise mit teils pastosem Farbauftrag wiesen bereits zu seiner Zeit des Rokokos impressionistische Merkmale auf und so schickte er uns nach Honfleur in den Hafen zum jungen Claude Monet.

Dieser liebte es nicht nur Meer und Schiffe in freier Natur bei Sturm und jedem Wetter zu malen, sondern malte auch gerne mal von einem Boot aus. Das Kreischen und spotten des Pariser Salons über seine wunderbare Malweise steckten wir locker weg. Monets Pinselführung war ebenso frei und spontan, bemerkenswert flexibel und abwechslungsreich, manchmal grosszügig und schwungvoll, zumal nur andeutend. Dies ermöglichte ihm eine hohe Geschwindigkeit. Er nahm uns in seine späteren Jahre nach London mit. Wir stiegen im «Savoy» ab und zwischen den 90 Bildern im Zimmer, hatten wir doch noch einen fabelhafter Blick auf die Themse. Im rassigen Tempo wechselte Blanche, die Stieftochter Monets die Leinwände, sobald sich das Licht und Stimmung um die Waterloo Bridge auch nur ein wenig änderte. Er wollte jede Nuance des Lichtes auffangen und Carl entdeckte ein mysteriöses Geheimnis im Bild.

Pierre Bonnard; und an der Pinne ein Freund aus Züri

Müde von der langen Reise ging’s nach Saint-Tropez zum Ausspannen, eine kleine Segelpartie war uns im Sinn. Hans-Ruedi fand sofort das passende Segelboot. Signac mit Freunden wartete und wir stiegen alle zu. Pierre Bonnard hat uns eingeladen und das Meer im kräftigen Blau gemalt. Im Heck tummelte sich noch ein weiterer Zürcher, wir machten es uns im Vordeck gemütlich. Wir konnten den Ausblick auf ein sonnen- und windgeladenes Segel geniessen. Nur machte sich jetzt ein richtiger Seemanns- und Seefrauenhunger in unseren Bäuchen bemerkbar. Die freundlichen Rhodeländer Hühner an Deck durften wir aber nicht auf den Grill hauen, da es die seefesten Maskottchen von Signac, dem Schiffseigner, waren.

Herzlichen Dank an das Kunsthaus Zürich für die zuvorkommende Aufnahme.

Ahoi!!! Nelo Auer (Eingearbeitet von Gregi)

Link zu den Ausstellungen des Kunsthaus Zürich

Hier gehts zum Artikel im Limmat-Clübler

Link zum Bericht der Gondola Regatta in Zürich

 

Die Fernfahrt vom Limmat-Club von Pavia nach Venedig im Jahr 2012

Fernfahrt von Pavia nach Venedig 1/2

 

Fernfahrt von Pavia nach Venedig 2/2

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